Staade Zeit als Hamburger

Christian Vogel und die staade Zeit als Hamburger.
Bildrechte Christian Vogel

Als gebürtiger Hamburger kannte ich den Begriff „staade Zeit“ gar nicht.

Ich empfinde es recht gelungen. Es hat etwas angenehm Passendes. Weich und glatt gesprochen wirkt der Begriff, wie für diese besinnliche Adventszeit geschaffen.

Eine kleine, aber ganz wunderbare staade Zeit durfte ich heute am Donnerstagmorgen bei unserer Semmelandacht erleben.

Dabei hatte ich einen besonderen Vorlauf fast im wörtlichen Sinne. Weil ich nämlich als Inhaber einer Seniorenmonatskarte der Stadtwerke Passau den Bus erst ab 9.oo Uhr benutzen darf, war ich gehalten, den Weg zur ESG per pedes zurückzulegen.

Aber das entpuppte sich nicht nur nicht als Nachteil, sondern schenkte mir staade Zeit. Staade Momente, die du im Bus in dieser Form ohnehin gar nicht wahrnehmen kannst, weil es flugs dahingeht und du ruckzuck am ZOB bist.

So aber habe ich mich ganz bewusst früh aufgemacht, um nur nicht in irgendeine Eile zu verfallen.

Und so erlebst du den recht gängigen Begriff: Der Weg ist das Ziel! In einer wunderbaren Facette des Erwachens einer Stadt am frühen Morgen. Und es gibt immer auch Neues zu entdecken. An einem tollen Café kam ich vorbei, das ich noch nie sah, wo die Bediensteten schon eifrig die Auslagen mit sicherlich herrlich duftendem Backwerk bestückten. Das ganze Interieur war von besonders ansprechender, gemütlicher, ja fast geborgener Art und wenn ich nicht auf dem Weg zur ESG gewesen wäre: Hier kehrt jede "Wanderseele" ganz sicher mit großem Behagen ein. 

Fast unmittelbar daran schloss sich die Besichtigung der Bauruine am Peschl-Areal an. Was für ein Gegensatz. Fast fertig gebaut für Menschen, die viel Geld investiert haben zum einen und für Menschen, die sehnsüchtig auf eine schöne Wohnung warten zum anderen. Eine gespenstische Atmosphäre, ein sehr großer kalter Komplex, den die guten Geister wohl verlassen haben.

So wird mein kleiner Spaziergang zu einem Kaleidoskop des Lebens. Und mit jedem Schritt, mit jeder neuen Blickrichtung wechseln die Szenen dieses kalten Dezembermorgens. 

Aber die Vorfreude auf eine inspirierende Gemeinschaft mit Impuls von Sonja und anschließendem Frühstück mit lieben Menschen lockt ins Warme.